Statistik
Seemeilen: 319
Motorstunden: 19
Segeltage: 12
Nächte auf See: 1
Liegetage: 19
Häfen/Ankerplätze: 7
St. Lucia: Rodney Bay Marina, Rodney Bay (A)
Martinique: Le Marin Marina, Le Marin (M), St. Anne (A), St. Pierre (A), Marina Z’Abricot
Dominica: Roseau (A)
Grenada: Marina Phare Bleu, Prickly Bay (M)
Segeln und Wetter
Wie immer kommt der Wind aus östlichen Richtungen in
mittlerer bis kräftiger Stärke. Hinter den Inseln manchmal durch die Abdeckung
weniger, zwischen den Inseln durch den Düseneffekt verstärkt. Da wir uns in
Nord-Süd oder Süd-Nord-Richtung bewegen bedeutet das für uns überwiegend Wind
von der Seite – das lässt sich gut fahren.
Mit Motor sind wir die Strecken von Le Marin nach St. Anne
gefahren und dann das Stück von St. George’s zur Marina Phare Bleu im Süden von
Grenada, weil da der Wind genau von vorne kam.
Das Wetter ist nach wie vor warm aber durch den Wind
erträglich, das Wasser sehr schön zum Schwimmen und Schnorcheln. Was uns
überrascht hat, sind die häufigen und teilweise kräftigen Regenfälle, die es
unmöglich machten, die Luken länger offenzulassen oder Wäsche und Handtücher
draußen zu trocknen.
Boot
Während die Kinder da sind, kümmern wir uns nicht um
Reparaturen. Ausnahme ist das Beiboot, dass schon auf Barbados anfing, sich
aufzulösen. Wir haben in Martinique ein neues bestellt und das alte so gut es
ging geklebt. Erst fiel hinten das Motorbrett ab und dann wurden auch noch die
seitlichen Luftkammern undicht. Jetzt ist immer eine Pumpe und ein Ösfass zum
Auschöpfen dabei und wir hoffen, dass es noch hält, bis wir wieder zurück auf
Martinique sind…
Nachdem auch Jan wieder abgeflogen war, kümmerten wir uns um
die elektrische Selbsteuer-Anlage und das Radar und konnten beides mit
Bordmitteln reparieren. Nun steht noch die Verstärkung der Seitenfenster auf
der To-Do-Liste. Ein Scharnier am Fenster war auf der Atlantikpberquerung
gebrochen und wir wollen das sichern, bevor wir wieder ein längeres Stück
segeln. Sonst ist im Moment alles im grünen Bereich und wir sind mit unserer
alten Lady wirklich sehr zufrieden.
Verpflegung/Versorgung
Nach Barbados und St. Lucia haben wir auf Martinique wieder
europäischen Boden betreten und das hat sich auch bei den Einkaufsmöglichkeiten
bemerkbar gemacht. Es gibt viele aus Frankreich bekannten Supermarktketen wie
Hyper U und Carrefour, dazu „Leader Price“, der No-Name-Produkte günstig
verkauft und „Decathlon“ für Sportartikel.
Auf Dominica ist die Situation nach dem Hurrikan natürlich
immer noch angespannt und wir haben nur ein paar frische Sachen von kleinen
Händlern gekauft. Grenada bietet wieder bessere Einkaufsmöglichkeiten zur
akzeptablen Preisen. Viele Produkte sind aus den USA importiert. Wir als Segler
können mit Nachweis steuerfrei Schiffszubehör kaufen.
Crew
Bis zum 8. Januar waren wir mit Jan und Max zu viert. Das
bedeutete nette Spieleabende und schöne Ausflüge auf St. Lucia und Martinique.
Danach wollte Jan gerne noch etwas mehr Segeln, so dass wir noch einen
Abstecher nach Dominica machten. Wieder eine andere Konstellation und eine
große Freude, „Qualitätszeit“ mit ihm zu verbringen. Er ist dann am 18. Wieder
zurück nach Mexiko geflogen.
Während der letzten Monate mit Freunden und Familie ist die
„Paarzeit“ etwas zu kurz gekommen und wir haben etwas gebraucht, um uns wieder
auf den Rhythmus zu zweit an Bord einzustellen, aber jetzt sind wir wieder ein
gutes Team.
Sightseeing
Den Monat begannen wir in der Rodney Bay auf St. Lucia und der schöne Ausflug nach
Pigeon Island versöhnte mich etwas mit der Insel.
Martinique nennt
unser Segel-Führer „a breath of civilisation“ und wirklich fühlen wir uns
wieder nach Europa zurückversetzt. Ordentlich, aufgeräumt mit guten Straßen,
allen Versorgungsmöglichkeiten und gewerkschaftlich organisierten Taxifahrern.
Es ist fast schon zu wenig „karibisch“. Le Marin ist ein Riesen-Yachtzentrum
mit Hunderten von Booten. Praktisch zum Einkaufen, aber nicht wirklich schön.
Da gefällt uns St. Anne schon wesentlich besser: bunt, mit vielen kleinen
Geschäften und einer sehr netten Bäckerei mit angeschossenem Café. Hier haben
wir auch unser Schnuppertauchen.
Mit dem Auto unternehmen wir verschiedene
Einkaufsexpeditionen und besuchen „La Savane de Esclaves“, eine Plantage mit
einer Ausstellung über Sklaverei und den „Jardin de Balata“, einen wirklich
wunderschön angelegten Garten.
Ganz anders sieht es auf dem nur 30 sm entfernten Dominica aus. Fast alle Gebäude sind
durch den Hurrikan im letzten Jahr zerstört oder sehr beschädigt worden. Die
Aufräum- und Reparaturarbeiten gehen nur sehr langsam voran. Nach unserem
Eindruck fehlt es an allem: Material, Maschinen, Organisation, Geld… Die
Menschen sind sehr freundlich und freuen sich, wieder Touristen, eine wichtige
Einnahmequelle, zu sehen. Seit September sind keine Kreuzfahrtschiffe mehr auf
der Insel gewesen, das erste wurde einige Tage nach unserem Aufenthalt
erwartet.
Wir wollen Geld auf der Insel lassen und gehen essen und
kaufen einige lokale Produkte. Ralf geht zum Friseur oder eher Barbier (ein
wahrer Künstler) und wir lassen uns einen halben Tag mit dem Taxi auf der Insel
herumfahren. Landschaftlich wirklich schön, aber so viel zerstört und auch
vorher in keinem guten Zustand. Wie es eine Bekanntschaft von Jan ausdrückte:
poverty but not starvation…
Nach einer Planänderung haben wir uns dann doch noch für
einen Besuch auf Grenada entschieden.
Wie gut, dass wir das getan haben, denn es hat Barbados als Lieblingsinsel
abgelöst: wunderschöne Landschaft, freundliche Menschen, akzeptable Preise.
Nach einem kurzen Stopp in der Hauptstadt St.George’s sind wir jetzt an der in
viele nette Buchten gegliederten Südküste: ein Traumrevier!
Mit dem Auto waren wir auf den Insel unterwegs und haben viel
über die Schokoladen-Herstellung (empfehlenswert: Belmont Estate) und die
Muskatnuss-Produktion gelernt. Ein Highlight war auch das Bad im Wasserfall.
Begegnungen
Die Zeit mit den Kindern war wirklich schön und harmonisch.
Alle kennen sich mit dem Bordleben aus und es klappt richtig gut. Es gibt auch
immer wieder neue Impulse und Ideen, wie Spiele, Musik oder auch die
Fischfang-Aktionen, die wir sonst so nicht gemacht hätten.
Außer der Familie wollen wir natürlich auch die Einwohner
kennenlernen und da haben wir bisher fast nur positive Erfahrungen gemacht. Auf
Dominica haben wir auf gut Glück Marcus angerufen, dessen Nummer in unserem
Segelführer stand und er hat uns dann sehr gut betreut und uns unseren Fahrer
und Guide Yankee vermittelt.
Auch Grenada hatten wir sehr nette Guides und Verkäufer wie
Dorothy mit ihren Gewürzen und Alfred mit seinen Schnitzereien oder Devon, der
für uns den Wasserfall heruntersprang.
Natürlich lernen wir auch viele andere Langfahrtsegler
kennen oder treffen alte Bekannte. Ganz überraschend trafen wir die Crew der
MARIPOSA am Flughafen und die LOTHLORIEN und die THYRA in der Ankerbucht vor
St. George’s. In den Marinas kommen wir schnell mit den Nachbarn ins Gespräch
wie in Z’Abricot mit der FLOW und der CHARDONNEY und in Phare Bleu mit
verschiedenen deuschen und schweizer Schiffen, z.B. der MAGELLAN und der VELA
DARE. Das ist immer anregend und interessant.
Fazit
Ein sehr abwechslungsreicher Monat prall gefüllt mit vielen
Begegnungen und Erlebnissen. Es gibt nicht „die Karibik“, sondern die Inseln
sind bisher alle unterschiedlich und jede hat ihren eigenen Charakter (s.o.).
Ich gewöhne mich an Wetter und Lebensbedingungen und habe Freude am Erkunden
und beim Schwimmen und Schnorcheln. Aber meine Liebe gehört nach wie vor dem
Norden und ich werde wohl kein wirklicher Sonne-Sand-Strand-Fan mehr.
Das Monatsende markiert auch die Halbzeit unserer Reise und
wir befinden uns ab jetzt auf dem Heimweg. Das passt gut, denn wir haben mit
Grenada unseren südlichsten Punkt erreicht und von nun an geht es nach Norden
und nach Westen. Auf der einen Seite kommt es mir vor, als ob wir schon lange
unterwegs sind, auf der anderen Seite ging die Zeit total schnell herum.
Ich bin sehr froh und dankbar, dass wir diese Reise
unternehmen können – es öffnet mir in mehr als einer Hinsicht die Augen und es
ist eindrücklich und bringt mich zum Nachdenken, andere Lebensweisen zu sehen.
Wir fangen auch an, zu überlegen, wie wir unser Leben gestalten wollen, wenn
wir wieder daheim sind. Sicher ist, dass wir unser Zuhause nicht ganz aufgeben
wollen, wie einige Langfahrtsegler, die wir kennengelernt haben. Aber wir
wollen auch weiter mit dem Boot unterwegs sein und neue Ufer kennenlernen. Wir werden
sehen, wie sich das vereinbaren lässt.
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