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Mittwoch, 31. Januar 2018

Tag 212 - Grenada: Halbzeit auf der Gewürzinsel

Heute haben wir Halbzeit, denn sieben von unseren 14 Monaten Sabbatical sind vorbei. Zur Feier des Tages haben wir nach dem eher grauen Tag gestern heute wieder strahlende Sonne. Da wirken die Farben wirklich postkarten-kitschig! Nach Ostseite und Mitte fahren wir heute auf die Westseite der Insel. Unsere Fahrt eröffnet auch gleich wunderbare Aussichten über den Hafen der Hauptstadt St. George’s.
Die Straßen sind ziemlich eng und ohne Mittelstreifen und für die rund 30 km zu unserem heutigen Ziel setzt Google Maps fast eine Stunde Fahrtzeit an. Aber Ralf hat ja in England Linksfahren und auf den Kanarischen Inseln Bergtouren trainiert und so kommen wir gut voran. Außerdem gibt es unterwegs einiges zu sehen. Wir fahren an der Küste entlang und uns gefällt, dass an vielen Stellen Randbegrenzungen und Strommasten in den Nationalfarben Rot, Gelb und Grün gestrichen sind. Es werden auch immer mal wieder Autoreifen mit diesen Farben zur Verzierung eingesetzt.
Am Straßenrand sind oft Ziegen angebunden, deren Aufgabe es wohl ist, das Gras auf dem Seitenstreifen kurz zu halten. Hier ein Exemplar neben einer Werbung für unseren Internetanbieter „Flow“, der auf vielen karibischen Inseln vertreten ist und uns mit dem wichtigen Draht nach außen versorgt.
Grenada macht auf uns den Eindruck einer „erfolgreichen“ Insel, die es gut in ihre Unabhängigkeit geschafft hat. Tourismus ist wichtig aber nicht so omnipräsent und die Menschen, die wir treffen sind offen, freundlich, ehrlich interessiert an einem Gespräch (auch ohne Geschäftsabschluss) und – sehr zu recht – stolz auf ihr schönes Land. Aus wir zu unserem Ziel, einer Muskatnuss-Fabrik, kommen, spricht uns Dorothy, eine nette und geschäftstüchtige Dame an und schlägt uns vor, nach unserem Besuch in der Fabrik bei ihr vorbeizukommen, weil sie die Gewürze aus dem Shop günstiger anbietet…
Wir gehen also in die Fabrik, wo wir wieder eine private Führung bekommen. Grenada ist auch als Gewürzinsel bekannt und das wichtigste Exportprodukt sind Muskatnüsse. Nach Indonesien ist Grenada der zweitgrößte Exporteur der Welt. Die Nüsse werden von örtlichen Farmern angebaut und dann in dieser Fabrik verarbeitet. Am Baum wachsen gelbe Früchte, in deren Inneren sich der Samen, die eigentliche Nuss, befindet. Diese ist umhüllt von einem Samenmantel, der „Macis“. Alle Teile können verwendet werden. Aus den Früchten wird z.B. Marmelade hergestellt und die Macis findet Verwendung als Gewürz und in der Kosmetikindustrie.
Die Nüsse selbst werden ca. sechs Wochen getrocknet. Danach wird die Schale entfernt und es erfolgt eine Sortierung nach Qualität. Das geht ganz einfach, indem sie ins Wasser gelegt werden. Hochwertige Nüsse sinken auf den Grund, die schlechteren schwimmen oder bleiben sogar an der Oberfläche.
Es geht noch mal kurz auf ein Trockengestell und dann werden die fertigen Nüsse in Jute-Säcke verpackt, die zugenäht und in die ganze Welt geliefert werden. Ganz klassisch werden die Säcke noch mit Hilfe von Schablonen beschriftet.
Ich kaufe im Shop eine „Nut-Med“-Creme, die gegen Gelenkschmerzen helfen soll (ich werde berichten) und bei unserer geschäftstüchtigen Freundin Dorothy Gewürze und eine Kette. Sie empfiehlt uns auch gleich ein Restaurant in der Nähe, wo wir richtig leckeres Essen bekommen.
Für den Rückweg haben wir uns noch einen Wasserfall ausgesucht. Aber erst einmal nehmen wir noch zwei Anhalter mit, eine Großmutter und ihren Enkel (ganz nett in Schuluniform). Die Verständigung ist etwas mühsam, denn die Dame hat nicht mehr alle Zähne und spricht etwas undeutlich, als wir sie nach ihrem Ziel fragen. Auch der Enkel ist keine Hilfe, denn er schreibt bei der Frage nach dem Namen des Ortes ganz sorgfältig seinen Namen auf… Egal, sie wollen nur ein Stück die Straße hinunter und wir setzten sie dort ab.

Dann geht es zum Wasserfall, wieder gut getimed, denn uns kommen wieder mehrere Busse entgegen und wir haben dann den Platz für uns alleine. Hier spricht uns Devon an, der sein Geld damit verdient, den Wasserfall hinunter zu springen… Ich bin nicht begeistert (aus Angst, er könnte sich verletzten), aber dann stimmen wir doch zu.
Auch Ralf und ich können im Becken unter dem Wasserfall schwimmen. Sehr erfrischend, denn das Wasser ist angenehm kühl und wir bleiben eine ganze Weile dort. Es gibt auch ein paar kleine Buden, in denen örtliche Handwerker aus abgestorbenen Korallen gefertigte Kunstwerke verkaufen und wir erstehen einen Kugelschreiber und einen kleinen geschnitzten Kopf, der Glück bringen soll.
Nach einer Tasse Kaffee und ein paar Keksen nehmen wir gleich die beiden Künstler mit die Straße hinunter und unterhalten uns nett mit ihnen. Einer ist doch tatsächlich mit dem kleinen Jungen verwandt, den wir früher am Tag mitgenommen hatten. Heute hatten wir wirklich viele erfreuliche Begegnungen, angefangen bei Dame, die uns durch die Fabrik führte über Dorothy, die mir noch ein paar Muskatnüsse schenkte, den Jungen mit seiner Oma, Devon, den mutigen Wasserfall-Springer, die beiden Korallen-Künstler und auch den netten Wachmann dort bis zu der Verkäuferin, die Ralf extra einen „richtigen“ Kaffee kochte.

Erfüllt und glücklich geht es wieder zurück zu unserer Bucht. Grenada hat es geschafft und Barbados als unsere Lieblingsinsel abgelöst. Die Bewohner sind genauso freundlich, aber die Insel ist landschaftlich noch schöner, das Preis-Leistungsverhältnis ist wesentlich besser und die vielen Buchten ergeben ein tolles Segelrevier. Zum krönenden Abschluss des Tages bekommen wir dann noch einen Regenbogen.

1 Kommentar:

  1. Das hört sich ja ganz wunderbar an. Viel Spaß weiterhin. Ich drück Euch.

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