Auch auf St. Lucia wollen wir die Insel mit einem Auto
erkunden und so führt uns unser Weg zunächst in die Hauptstadt Castries, wo es samstags morgens
einen Markt geben soll. Beim Autofahren kann leicht der Eindruck entstehen,
dass hier die Verkehrsregeln eher Vorschläge sind, z.B. werden Personen – gerne
auch im Stehen – auf der Ladefläche von Pick-Ups transportiert. Aber weit
gefehlt, in Castries wird der Verkehr ganz offiziell geregelt.
Mitten in der Stadt liegen die Kreuzfahrtschiffe und
überragen die niedrigen Häuser um mehrere Stockwerke. Natürlich gibt es daher
auch viele Duty Free Läden für uns Touristen.
Auf dem Markt selbst gibt es überdachte Hallen, in denen in
kleinen Ständen im wesentlichen die immer gleichen Kleidungsstücke (Made in
India) und Andenken verkauft werden und auf der Straße eher Second Hand Läden
(leider war Jan das Hemd zu klein)…
…und Lebensmittelstände, die eine recht große Auswahl von
frischen Produkten anbieten.
Hier wurde sogar ein ganzer Laden nach Max benannt, der dann
später auch noch eine sehr coole Sonnenbrille bekam.
Die Stadt selbst ist mehrfach abgebrannt und daher existieren nur noch wenige historische Gebäude. Vor der City Hall steht ein Denkmal des ersten
Premierministers, Sir John George Melvin Compton und in der Nähe wurde ein
Platz wurde nach einem der zwei Nobelpreisträger aus St. Lucia, Sir Derek Alton
Walcott, benannt der 1992 den Nobelpreis für Literatur erhielt. (Der andere
Nobelpreisträger ist Sir William Arthur Lewis, der 1979 den Preis für
Wirtschaftswissenschaften erhielt.)
Wir wollen noch zu einem Aussichtspunkt über der Stadt,
den es aber noch nicht einmal in Google Maps gibt. Wir fahren trotzdem auf den
Berg, aber die Aussicht wird etwas von einem kurzen, aber heftigen Regen
beeinträchtigt.
Weiter geht es zur Marigot Bay, einer sehr geschützten
Bucht, die sehenswert sein soll. Auf dem Weg dorthin fahren wir durch die
wunderschöne grüne Landschaft. Regen und fruchtbarer Vulkanboden sorgen für
eine abwechslungsreiche Vegetation. Die von Menschen gestalteten Teile im
Inneren der Insel sind eher deprimierend. Am Straßenrand liegt eine Menge
Abfall und wir sehen viele Autowracks, die ohne Räder vor sich hinrosten. Die
Häuser sind teilweise in sehr schlechtem Zustand – offensichtlich fehlt das
Geld für die Instandhaltung.
Marigot Bay ist dann wieder ein Touristen-Resort, in dem
viele Boote und diverse Superyachten liegen. Es gibt hochelegante Bars, schicke
Restaurants und von Architekten gestaltete Wohlfühl-Oasen.
Auf dem Rückweg können wir noch einmal zurück auf die Bucht
blicken, bevor wir dann noch für die nächsten Tage einkaufen gehen.
Insgesamt ein Tag mit großen Kontrasten: In den Geschäften
eiskalte Klimaanlagen, draußen feuchte Hitze, die sich natürlich dann anfühlt,
als würde man gegen eine warme Wand laufen. Eine reiche, grüne wunderschöne
Landschaft und dann ungepflegte Gebäude, verlassene Autos und viel Müll.
Ärmliche Häuser mit Bewohnern die uns – sehr verständlicherweise – unfreundlich
mustern und noch nicht mal einen Kilometer weiter teuerste Superyachten, wo
sicher das Beiboot mehr kostet, als ein Bewohner hier im Jahr verdient.
Auf Barbados habe ich die Menschen freundlich, offen,
interessiert und mit einer „we take it easy on Mondays“ Einstellung erlebt. Ich
hatte das Gefühl, einfach normal und auf Augenhöhe mit ihnen sprechen zu können
und wir hatten viele spontane, nette Unterhaltungen mit Fremden. Der Hafen war
mitten in der Stadt, nach allen Seiten offen und mitten im Leben. Mein Eindruck
war: die Menschen sind zufrieden mit ihrem Leben und – mit Recht – stolz auf
ihre schöne Insel.
Unsere Marina hier ist abgeschlossen und hat ein Tor mit
Code und Wachmann. Zusätzlich ist auch noch das ganze Gelände mit Zaun und
weiteren Wachleuten gesichert. Mir fehlt im Gesamteindruck diese Leichtigkeit
und Freundlichkeit der Menschen und ich komme mir mehr vor, wie ein notwendiges
Übel, das halt in Kauf genommen werden muss, um Geld zu verdienen. Vielleicht
ist der Unterschied zwischen arm und reich einfach zu groß und ich fühle mich
nicht gut dabei, so offensichtlich einer so privilegierten Gruppe anzugehören.
Wir diskutieren, bisher ohne Ergebnis, den Nutzen und
Schaden von Tourismus und ob es der Insel besser oder schlechter ginge, wenn
die Touristen nicht mehr kommen würden. Laut Wikipedia ist der Tourismus mit
über 50% der größte Wirtschaftszweig der Insel (an zweiter Stelle steht der
Export von Bananen, Mehl und Reis).
Zurück auf der Triton lösen Max und Jan statt Ethikfragen über
Tourismus dann lieber im Vergleich einfachere Schachprobleme und wir lassen den
Tag entspannt an Bord ausklingen.
Ja, St. Lucia und Barbados unterscheiden sich schon sehr. Wobei es noch deutlich ärmere Inseln gibt. Die gleiche ydiskussion hatten wir in Süd Afrika mit unserer Reiseleiterin, als wir durchs Town Ship gelaufen sind. Das war wie im Zoo für uns und trotzdem fand sie es gut und richtig. LG und weiter viel Spaß Anke
AntwortenLöschen