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Donnerstag, 30. November 2017

Tag 150 - Atlantik 12: Sonne und Wind

So wie es aussieht, sind wir jetzt im Passatgürtel, denn der Wind kommt in den letzten Tagen zuverlässig aus Nordost. Tagsüber setzten wir den Parasailor und das klappt jeden Tag besser. Ralf und Paul arbeiten auf dem Vorschiff und ich ziehe im Cockpit die Strippen (pun intended). Wir nehmen alles zurück, was wir über das Segel geschimpft haben. Bei Wind von hinten und im atlantischen Schwell ist es wirklich optimal. Das Etmal heute sind wieder 131 sm und wir sind zufrieden.
Gestern Abend mussten wir den Motor eine Stunde mitlaufen lassen, nicht wegen der Fahrt, sondern um die Batterien zu laden. Es ist nur ca. 12 hell und da wir nach Westen segeln, werden unsere Solarpaneele ab dem Nachmittag abgeschattet. Wenn es dann noch etwas bewölkt ist, reicht die Leistung nicht aus, um unsere Batterien zu laden. Theoretisch könnten unsere Platten zusammen mit 16 Ampere in der Stunde (Ah) laden. Aber dieser Wert wird in der Praxis nie erreicht, weil es nicht möglich ist, beide immer optimal zu Sonne zu stellen. Wir haben vier Batterien mit zusammen 320 Ah für unseren normalen Energiebedarf. Zusätzlich gibt es noch die Starterbatterie für den Motor und zwei separate Batterien für das Bugstrahlruder und den Inverter.

Wir bemühen uns, auf der Verbrauchsseite sehr sparsam mit der Energie umzugehen. Im Normalbetrieb läuft der Kühlschrank tagsüber und die Navigationselektronik (Kartenplotter, Windmesser, Logge (=Tacho)) ständig. Nachts haben wir ein Positionslicht (Dreifarbenlaterne) an. Dann laden wir noch unsere Handys, Tablets und das Iridiumtelefon auf. Funkgerät, AIS und LED-Licht unter Deck benutzen wir nur bei Bedarf. So kommen wir auf einen Verbrauch von ungefähr 50 Ah am Tag, das entspricht in unserem 12-Volt-System 600 Watt und würde daheim ca. 12 Cent kosten.

Auch die anderen Ressourcen an Bord wie Gas (zum Kochen), Datenvolumen (Iridiumtelefon: 500 Minuten zu 750 Euro und die Übertragungsgeschwindigkeit ist unterirdisch) und Wasser (400 l im Tank) müssen sorgfältig behandelt werden. Zusätzlich zum Tankwasser haben wir noch 300 l verschiedene Flüssigkeiten zum Trinken dabei.

Eine einfache Rechenoperation ergibt, dass wir bei konservativ geschätzten 30 Tagen Überfahrt 15 l Tankwasser zum Waschen, Kochen und Spülen zur Verfügung haben, also 1,5 Eimer voll. Bei uns gibt es bisher jeden Tag mindestens ein warmes Essen mit Töpfen, Pfannen und Tellern, dazu Frühstück, Kaffeetrinken, Imbiss, Tupperdosen für die Reste – das meiste Wasser benötigen wir zum Spülen. Hilfreich ist dabei, dass wir in der Küche eine Fußpumpe für Salzwasser haben und damit alles gründlich vorspülen können. Auch im Bad gibt es eine Fußpumpe, die allerdings für Süßwasser, so dass wir unseren Verbrauch kontrollieren können.

Es ist ganz erstaunlich, wie gut ich mich mit einem halben Waschbecken voll Wasser waschen kann und ohne in die Einzelheiten zu gehen: auf unserem Schiff gibt es auch ein temporäres Bidet. So macht es geradezu Spaß, mit wenig Ressourcen auszukommen und überwiegend die Kraft von Sonne und Wind zu nutzen.

Noch ein Nachtrag: gestern morgen hatten wir unseren ersten fliegenden Fisch auf dem Deck! Das ist etwas, von dem ich so oft in den zahlreichen Blauwasser-Büchern gelesen habe und es ist ein gutes Gefühl, das jetzt auch zu erleben!

1 Kommentar:

  1. Faszination pur.
    Täglich verfolge ich gebannt Cosimas blog. Und wünsche euch weiterhin wohldosierte Ostwinde, angenehmes Wetter und Harmonie an Bord. Bemerkenswert finde ich die Wassertiefe bei den heutigen Koordinaten: 5.063,20 m!

    Danke danke und alles Liebe und Gute
    Harry

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