Der erste gemeinsame Termin ist erst nachmittags und daher
trennen sich heute erst einmal unsere Wege. Leonie und Paul schauen sich die „High
Line“ an, eine ehemalige Güterzugtrasse im Westen von Manhattan, die zu einer
Parkanlage umgebaut wurde (Bild von Leonie).
Ralf nutzt die Eintrittskarte und besucht das Metropolitan
Museum of Art, das größte Kunstmuseum der USA. Das bedeutet natürlich wieder,
dass er nur einen kleinen Teil anschauen kann und das geht am besten mit einer
Führung. Unter anderem wird ein Werk des Künstlers Kohei Nawa (*1975)
besprochen: „PixCell-Deer#24“, ein ausgestopfter Hirsch, der völlig mit
Glaskugeln beklebt ist (Archivbild des Museum).
Ich bleibe an Bord und mache mich erst später auf den Weg
zum Rockefeller Center, wo wir eine Führung gebucht haben. Unser junger Guide
ist super locker drauf und erzählt wirklich interessant – das gefällt uns sehr
gut. Auf einem zentral in Manhattan gelegenen Grundstück wurden durch John D.
Rockefeller Jr. ein ganzer Gebäudekomplex errichtet, davon 14 Art-déco-Gebäude
aus den 30er Jahren, fünf später errichtete und die Radio City Music Hall.
Auf dem Gelände standen früher kleinere Häuser und ein
Eigentümer weigerte sich, an Rockefeller zu verkaufen, so dass sein Gebäude
noch neben den ganzen Hochhäusern zu erkennen ist.
Der Komplex wird als Büros
genutzt, und gleich von Beginn an hatten viele Medienunternehmen hier ihren
Sitz. Auch heute noch senden NBC oder auch FOX News von hier aus (aber sehr
unterschiedliche Inhalten…)
Im Zentrum liegt unterhalb des Straßenniveaus die „Lower
Plaza“ mit der Prometheus-Skulptur von Paul Manship und den Flaggen aller
Mitglieder der Vereinten Nationen. Sie wird im Winter in eine Eisbahn
verwandelt und hier wird der berühmte große Weihnachtsbaum aufgestellt.
An verschiedenen Stellen an, in und vor den Gebäuden gibt es
weitere Kunstwerke – Skulpturen, Reliefs, Bilder. Die größte Skulptur ist Atlas,
der die Weltkugel trägt, von Lee Lawrie.
Er (Atlas, nicht Lee) steht direkt gegenüber der katholischen
St. Patrick‘s Cathedral und unser Guide sagt, dass die Skulptur deswegen mit
Blick auf die Kapelle so aussieht wie ein gekreuzigter Christus und, dass das
Kreuz den Mittelpunkt der Welt bildet. Ich habe dazu jedoch keine weiteren Informationen
gefunden.
Vom gleichen Künstler ist auch das Relief „Wisdom“ mit einem
Bibelzitat über dem Eingangs des Hauptgebäudes direkt hinter dem Prometheus
(Rockefeller Jr. war sehr religiös).
Für die Lobby im Inneren hatte eigentlich der mexikanische
Künstler Diego Riviera ein großes Wandbild entworfen und auch schon in der
Fresco Technik direkt auf die Wand gemalt. Abweichend von seinem eingereichten
Entwurf zeigte das Werk ein Portrait Lenins, das den Auftraggeber nicht
wirklich begeisterte… Riviera weigerte sich das Bild zu ändern und daher wurde
es entfernt (was Riviera nicht daran hinderte, das Bild später noch einmal zu
malen).
Ersetzt wurde es durch das Werk „American Progress“ des
Künstlers Josep Maria Sert. Nicht mein Stil, aber absolut faszinierend ist, dass die Last von Vergangenheit und Zukunft,
die der hier dargestellte Chronos auf den Schultern trägt je nach Blickwinkel
wechselt.
Wir haben gelesen, dass es heute – von der Carnegie Hall
organisiert – ein kostenloses Konzert im nahegelegenen Bryant Park gibt, also
nichts wie hin. Die „Brave Combo“ spielt seit 35 Jahren Polka, Rock und andere
Tanzmusik. Sie haben mehrere Grammys gewonnen und sind sogar bei der Serie „Simpsons“
aufgetreten.
Hier im gut besuchten Park sorgen sie für ebenso gute
Stimmung mit einem abwechslungsreichen Programm.
Jeder, ohne Ansehen von Alter, Geschlecht oder Figur ist
herzlich zum Mitmachen eingeladen und viele Besucher tanzen fröhlich zusammen
oder alleine. Wirklich toll, dass es so etwas hier mitten in der Stadt gibt.
Wir essen leckere Waffeln und kehren danach noch einmal zum Rockefeller
Center zurück, denn wir haben noch Karten für „Top of the Rock“ und wollen uns
von der Aussichtsplattform den Sonnenuntergang anschauen.
In einer logistischen Meisterleistung werden hier große
Mengen von Touristen in den relativ kleinen Aufzügen nach oben transportiert.
Der eigentliche Sonnenuntergang ist daher nur schwer zu sehen.
Wir schaffen es aber, ein Selfie an der Brüstung zu machen,
das ich dann auch für mein regelmäßiges „Bild des Tages“ auf Instagram
verwenden kann.
Von hier aus können wir auch das Empire State Building
sehen, das wir gestern besucht haben. Ganz im Hintergrund ist auch der
Goldman-Sachs-Tower neben unserem Hafen auf der anderen Seite des Hudson zu
ahnen.
Mittlerweile ist es so spät geworden, dass wir die letzte
Fähre verpasst haben. Wir müssen daher zunächst mit der U-Bahn durch einen
Tunnel unter dem Hudson nach Jersey City fahren und von dort aus dann mit einem
günstigen „Lyft“ in unsere Marina. Wieder ein langer aber schöner Tag!
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