Auch in Kinsale wird eine Stadtführung angeboten und so sind wir pünktlich an der Tourist Information. Auf seinem Flyer sieht Dermot Ryan aus wie Mitte 60, aber das Foto ist schon etwas älter und ich schätze ihn eher auf Mitte 80... Er hat sich vor drei Monaten das Bein gebrochen und ist daher mit einem Rollator unterwegs. Das passt mir gut, denn ich habe mir gestern bei einem Manöver mit dem Dinghy den "bösen" Fuß angestoßen und habe daher noch mehr Probleme beim Laufen.
Aber mit dieser Führung kann ich gut mithalten. Wir bekommen einen weiten Überblick über die Geschiche Irlands im Allgemein und im Zusammenhang mit Kinsale im Besonderen - leider überwiegend für die Iren negative Ereignisse. Ich habe ja schon von den Wikinger-Überfällen und der anglo-normannischen Invasion berichtet. Aus der normannischen Zeit (1190) stammt die Kirche St Multose.
Es handelt sich um eine angelikanische Kirche der "Church of Ireland". Hintergrund ist, dass Henry VIII (der mit den sechs Frauen) sich 1536 von der katholischen Kirche in Rom losgesagt hatte (um seine erste Ehe annullieren zu lassen) und die Church of England neu gegründet hatte. Zusätzlich ließ er sich 1541 zum König von Irland krönen. Die Church of Ireland entstand als Schwesterkirche der Church of England und Kirchen und Kathedralen gingen in ihren Besitz über. Die Protestanten dominierten Irland politisch, sozial und kulturell. Die irische Bevölkerung blieb jedoch überwiegend römisch-katholisch.
Auch das nächste historische Ereignis speziell in Kinsale ist für die Iren unerfreulich. Das katholische Spanien kämpfte gegen das protestantische England unter Henrys Tochter Elisabeth I - Stichwort "Spanische Armada", die 1588 erfolglos versuchte, England zu besetzen. In Irland kämpften katholische irische Rebellen ebenfalls gegen die Engländer. Da lag es nahe, das sich Irland und Spanien verbündeten. Nach mehreren erfolglosen Versuchen landeten schließlich 1601 spanische Schiffe in Kinsale und es kam zum "Battle of Kinsale" bei dem die Iren und Spanier von den Engländern vernichtent geschlagen wurden und sich die englische Herrschaft weiter verfestigte.
Das konnte auch der letzte katholische König von England - James II - nicht ändern. Nachdem er 1688 in England in der "Glorious Revolution" durch seinen protestantischen Schwiegersohn William III ersetzt worden war, versuchte er sein Glück in Irland, wurde aber ebenfalls im "Battle of Boyne" von den Protestanten besiegt und floh von Kinsale aus nach Frankreich.
Die See vor Kinsale war 1915 Schauplatz einer weiteren Katastrophe, als das britische Passagierschiff LUSITANIA von einem deutschen U-Boot versenkt wurde. Rechtfertigung für den Angriff auf ein ziviles Schiff war die Tatsache, dass es große Mengen Mulition an Bord hatte. Dieses Ereignis veränderte die Einstellung der USA zum Krieg in Europa und trug dazu bei, dass die USA Deutschland ca. zwei Jahre später den Krieg erklärte.
Neben diesen ganzen schlechten Nachrichten sind positive Aspekte von Kinsale die vielen bunt angestrichenen Häuser und der üppige Blumenschmuck (siehe Titelbild). Wie sich herausstellt ist ein Grund dafür das Projekt "Tidy Towns", ein seit 1958 durchgeführter jählicher Wettbewerb im Sinne von "Unsere Stadt soll schöner werden". Er ermuntert Bürger, Gewerbe und Institutionen sich in Projekten für die Stadtentwicklung und Nachhaltigkeit zu engagieren. Kinsale hat dabei diverse Preise in verschiedenen Kategorien gewonnen. Auch das Pub, in dem wir zu Mittag essen ist bunt gestrichen.
Auf dem Rückweg zum Boot laufen wir noch durch einen kleinen Künstlermarkt...
...und beobachten weitere Regatta-Aktivitäten im Hafen. Gerade bei dem heute grauen Wetter sind die bunten Segel ein schöner Anblick.
Zurück an Bord telefonieren wir noch mit dem jüngsten Sohn, der morgen zu einem Auslandssemester in die USA aufbrechen wird und planen unsere weitere Reise nach Westen - wichtig in Hinblick auf die schnellen Wetteränderungen hier. Gestern Sonne, heute Morgen bedeckt, heute Abend Regen und ab nächsten Freitag soll wieder Starkwind kommen...
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