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Samstag, 31. Juli 2021

Tag 34 - Bayeux: Noch eine Eroberung

Unseren ersten Ausflug von Caen aus unternehmen wir mit Fahrrad und Zug oder besser gesagt mit Fahrrad im Zug. Eine Idee, die auch noch andere hatten... Wir unterhalten uns nett mit zwei jungen Männern, die ebenfalls per Rad, aber auf längeren Strecken, unterwegs sind. Glücklicherweise dauert die Fahrt nach Bayeux nicht lange.
Nachdem wir uns gestern angesehen haben, wie die Alliierten 1944 in der Normandie landen, steht heute die andere Richtung auf dem Programm: Die Normannen landen in England. Das ist schon etwas länger her, knapp 1000 Jahre - im Jahr 1066 landete der schon erwähnte William der Bastard, Herzog der Normandie, in England und wurde zu William dem Eroberer, bzw. Guillaume Le Conquérant. Wahrscheinlich von seinem Halbbruder Odo, Bischof von Bayeux, wurde ein Propaganda-Comic über die Ereignisse in Auftrag gegeben: der knapp 70 m lange und ca. 50 cm hohe "Teppich von Bayeux" (der kein Teppich ist, da gestickt und nicht geknüpft). Ihm (dem Teppich) ist hier ein ganzes Museum gewidmet.
Auf dem "Teppich" wird die Vorgeschichte und die eigentliche Eroberung in 58 sehr detaillierten Bildern dargestellt. Mit gefärbter Wolle in 10 Farben wurden die Stickereien mit vier verschiedenen Stichen auf Leinenbahnen ausgeführt. Kurz zusammengefasst geht es um die Nachfolge des kinderlosen Königs Edward, der laut dem Teppich William als Nachfolger bestimmt hatte.
Edwards Schwager Harold wurde in die Normandie geschickt und legte dort einen Eid ab, William als Thronfolger zu unterstützen.
Nach dem Tod von Edward ließ Harold sich zu König krönen, was William dann zur siegreichen Invasion veranlasste. Das Werk ist in voller Länge ausgestellt und es gibt einen ausgezeichneten Audio-Guide, einen informativen Film und eine Ausstellung über Entstehungsgeschichte und Hintergründe - wirklich gut gemacht! Einzelheiten des Teppichs in hoher Auflösung gibt es hier.
Auch sonst ist Bayeux ein nettes Städtchen, touristisch, aber nicht zu sehr, und im Krieg nicht zerstört, so dass es noch einen historischen Charme ausstrahlt.
Wir picknicken leckere Baguettes unter einer eindrucksvollen Platane direkt neben der Kathedrale. Der Baum wurde als Symbol der Freiheit ("l'Arbre de la Liberté") kurz nach der Französischen Revolution gepflanzt.
Natürlich besichtigen wir dann auch noch gleich die Kathedrale (siehe Titelbild) die nach nur 30jähriger Bauzeit 1077 durch den oben erwähnten Odo geweiht wurde.
Erfüllt mit vielen Eindrücken kehren wir aufs Boot zurück und lassen den Tag an Bord ausklingen. Heute von 29 Jahren haben wir geheiratet - aus meiner Sicht eine gute Entscheidung! 

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