Im 2. Weltkrieg wurde Le Havre durch Bombenangriffe zu etwa 80% so zerstört, dass eine Reparatur der Gebäude nicht mehr möglich war. Der Architekt, Bauunternehmer und Stadtplaner Auguste Perret (1874-1954) erhielt den Auftrag, eine neue Hafenstadt zu planen. Zusammen mit einen Team aus 60 Architekten entwarft er lange Straßenachsen, und moderne Gebäude mit klaren Linien. Als Baustoff wurde Beton verwendet, der mit zermahlenen Schutt gefärbt wurde. So entstand eine einheitlich geplante Betonstadt für 60.000 Menschen, die UNESCO-Welterbe ist. Gestern habe ich schon ein Bild von Saint Joseph von außen gezeigt - die Kirche sieht wie ein Leuchtturm aus. Heute haben wir auch das Innere besichtigt und wir waren schwer beeindruckt.Der 107 m hohe Turm ist von innen offen und die über 12.000 bunten Glasfenster leuchten in klaren Farben - kalte Töne im Osten und Norden, warme im Westen und Süden. Dabei werden die Farben nach oben heller um die Spiritualität des Ortes zu symbolisieren.In der Tourist Information haben wir uns einen Plan mit interessanten Orten besorgt und so besuchen wir auch die Markthallen mit ihrem typisch französischem Angebot: Käse, Pasteten, Fisch und Meeresfrüchte, Tartes, Macarons...Wir besichtigen das Kulturzentrum "Le Volcan", geschaffen vom Architekten Oskar Niemeyer, eines brasilianischen Architekten, der z.B. auch viele Gebäude in Brasilia entworfen hat. Im großen Kegel ist ein Theater untergebraucht, im kleinen eine städtische Bibliothek.Auch von innen ist die Bibliothek sehenswert, da von oben Licht in die Räume fällt - und wieder wurde der Baustoff Beton verwendet.Direkt gegenüber von Le Volcan steht das Kriegerdenkmal vor typischen Beton-Häusern mit ihren geometrischen, klaren Formen und strukturierten Fassaden.
Leider können wir ein original 50er Jahre Appartement in einem der Häuser nicht besichtigen, da das nur mit Führung geht und alle für heute ausgebucht sind. Statt dessen schauen wir uns "Catène de Containers", eine Skulptur die für "500 Jahre Hafen" im Jahr 2017 von Vincent Ganivet geschaffen wurde (siehe Titelbild). Von Auguste Perret selbst entworfen ist das neue Rathaus, aus - man ahnt es schon - Beton mit einer klaren Form ohne Verzierungen.Wir wollen noch in das Schwimmbad (aus Beton natürlich), aber vorher müssen wir für Ralf noch eine neue Badehose besorgen, denn Badeshorts sind hier - aus welchen Gründen auch immer - streng verboten. Endlich können wir auch mal unsere Impf-Zertifikate vorweisen, denn diese sind für den Eintritt erforderlich.Über den Tag haben sich immer mehr Wolken gebildet und auf dem Rückweg sieht der Himmel über dem Meer schon recht bedrohlich aus. In der Ferne ist schon Wetterleuchten zu sehen.Wir schaffen es aber noch an Bord, bevor es anfängt zu regnen. Im Moment pustet draußen ein recht kräftiger Wind. Mal sehen, wie es morgen aussieht. Je nach Wind und Wetter wollen wir weiter nach Honfleur auf der anderen Seite der Seinemündung.
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