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Donnerstag, 1. Oktober 2020

Zusammenfassung Sommer 2020


Uns geht es wie allen anderen – wir müssen unsere Pläne wegen Corona ändern… Eigentlich sollte die Triton im Frühjahr ein neues Deck (Flexi-Teak) bekommen, dann wollten wir im Mai zum Boot nach Workum und es segelfertig machen. Anfang Juni stand die Hochzeit von Freunden auf dem Programm und danach sollte die Reise nach Nordspanien gehen, wo wir uns im September ein neues Winterlager suchen wollten. Unterwegs war ein Treffen mit Freunden in der Nähe von Bordeaux geplant…

Schon Punkt eins auf der Liste, das neue Deck, konnte nicht wie geplant erledigt werden, weil wir nicht mehr in die Niederlande einreisen durften… Erst Mitte Juni können die Vorbereitungen weiter gehen und im Juli wird dann das Deck verlegt. Danach muss alles wieder angeschraubt, geputzt und eingeräumt werden.

Ich bin nicht nur unglücklich über die Verzögerung, denn die Heilung meines Fußes (Versteifung oberes Sprunggelenk 10/2019) zieht sich hin und das Gehen, Autofahren (es ist der rechte Fuß) und Radfahren ist erst gar nicht und dann nur unter Schmerzen möglich. Zusätzlich hat mein Vater noch einen Schlaganfall und ich hätte meine Eltern in dieser Situation nicht allein lassen wollen.

Aber bis Anfang August ist alles soweit wieder im grünen Bereich, so dass wir zum Boot fahren können und erst einmal 10 Tage mit Arbeiten an Bord verbringen. Neben den normalen Arbeiten zum Auswintern muss immer noch einiges wieder festgeschraubt werden. Wir hatten das Boot nach unserer Atlantikrunde komplett leergeräumt und rüsten es jetzt wieder aus. Erst am 18. August können wir zum ersten Segeltag starten. Es ist klar, dass wir nicht nach Spanien segeln können und wollen und so beschließen wir, sozusagen nach „rechts“ zu fahren und uns überwiegend die deutsche Nordseeküste anzuschauen.

Statistik

Seemeilen: 557
Motorstunden: 48
Segeltage: 15
Nächte auf See: 1
Liegetage: 38
Liegeplätze: 15 (12 verschiedene)

Workum – Harlingen – Vlieland – Borkum – Norderney – Hooksiel – Helgoland – Bremerhaven – Helgoland – Amrum – Hörnum – Norderney – Terschelling – Makkum - Workum

Segeln und Wetter

Schon an der Statistik zu sehen: viel gesegelt sind wir nicht. Das liegt unter anderem daran, dass wir in der glücklichen Lage sind, nicht zu einer festen Zeit an einem bestimmten Ort sein zu müssen und es uns deswegen leisten zu können, bei ungünstigem Wetter im Hafen zu bleiben. Und ungünstiges Wetter hatten wir einige Male. Mehrere Sturmtiefs mit Wind bis zu 11 Beaufort sind über uns gezogen. Alle waren angesagt und wir konnten uns daher geeignete Häfen für die Wartezeit aussuchen.

Das Revier Wattenmeer ist komplex mit Tidenströmen die in den Seegatten zwischen den Inseln schon bei relativ guten Bedingungen in Wind-gegen-Strom Situationen Probleme bereiten können. Da wir mit unserem Tiefgang von fast zwei Metern nur wenige Watt-Fahrwasser durchgehend befahren können, mussten wir bei unseren Planungen immer die Zeiten für „Raus-aus-dem Seegatt“ und „Rein-ins-Seegatt“ berücksichtigen. Das gilt entsprechend auch für die Zufahrten zu den Küstenhäfen oder in die Flussmündungen von Jade, Weser oder Elbe. Ausnahme ist die „Hochseeinsel“ Helgoland, die wir gerne als Drehscheibe und verwendet haben. Insgesamt waren im Revier nur wenige Häfen für uns geeignet.

Boot und Ausrüstung

Unser Boot ist zwar für das Wattenmeer nur bedingt geeignet, aber sonst waren wir wieder sehr zufrieden. Das neue Flexi-Teak-Deck sieht gut aus und hat – gerade bei Feuchtigkeit – einen viel besseren Grip als das alte Teakdeck. Bisher ist der einzige Nachteil, den wir entdecken konnten, dass es empfindlich für Fußabdrücke ist.

Wir haben dieses Jahr Beiboot und Motor an Land gelassen, da wir - richtig – davon ausgegangen sind, dass es keine Moorigen und nur wenig Gelegenheit zum Ankern geben wird. Statt dessen war mir wichtig, Fahrräder mitzunehmen, da ich nach wie vor nach meiner OP nur kurze Strecken laufen kann. Die Klappfahrräder (ausgerechnet von BMW) sind sehr leicht und schön zu fahren und zu schalten. Die Verarbeitung dagegen ist eher mäßig, so hatten sie einige „Schrauben locker“ und schon nach wenigen Tagen waren die ersten Teile verrostet…

Bester Ausrüstungsgegenstand für mich ist immer mein „Cheater“, eine Anlegehilfe, mit der ich eine kurze Landleine vom Boot aus legen kann. Dadurch haben wir bei diesen Manövern kein Problem.

Verpflegung/Versorgung

Lebensmittel, Seekarten oder auch technische Teile zu bekommen ist natürlich in Deutschland oder Holland kein Problem. Auch dabei waren die Fahrräder sehr hilfreich, weil Ralf „mal eben schnell“ etwas holen konnte. Gut war auch die Ausstattung mit Waschmaschinen in den Häfen, so dass wir nicht mehr so viel Kleidung mitnehmen müssen.

Crew

Wir waren beide sehr froh, dass es doch noch gekappt hat aufs Boot zu kommen. In den ersten 10 Tagen haben wir beide gut zusammengearbeitet und einzeln oder gemeinsam die To-Do-Listen erledigt. Auch die bewährte Aufgabenverteilung beim Segeln hat wieder gut funktioniert.

An Land mussten wir und beide erst einmal daran gewöhnen, was ich in Hinblick auf Mobilität leisten kann. Erst kurz vor unserer Abreise konnte ich zum ersten Mal wieder Radfahren und so war meine Leistungsfähigkeit auch in dieser Hinsicht noch eingeschränkt. So hat Ralf einige Radtouren alleine unternommen oder ich/wir haben und E-Bikes geliehen.

Sightseeing

Wenige Tage auf See bedeutet viele Tage an Land und die Gelegenheit, Land und Leute kennenzulernen und Ausflüge zu machen.

Als Kind habe ich viele wunderschöne Sommerferien auf der ostfriesischen Insel Juist verbracht und so war mir die Landschaft und Stimmung sehr vertraut. Glücklicherweise waren wir in der Nachsaison unterwegs und war es – bis auf Amrum und Sylt – angenehm leer bzw. voll. Noch waren Gäste da und die Restaurants und Sehenswürdigkeiten offen, aber kein Gedränge.

Auf den Inseln (Neben Amrum und Sylt auch noch Vlieland, Borkum, Norderney, Helgoland, Terschelling) stand die Natur im Vordergrund, wir haben Fahrradtouren unternommen und nette kleine Orte besichtigt. Wir waren am Strand, auf Friedhöfen, in Kirchen, sind auf Leuchttürme geklettert, haben Seehunde gesehen und auch das eine oder andere lokale Museum besucht. Besonders sehenswert: Das Erlebniszentrum Naturgewalten in List auf Sylt.

Tiefgangbehindert wie wir waren, haben wir andere Verkehrsmittel genutzt, um Ausflüge zu unternehmen. So sind wir von Norderney aus mit der Fähre nach Emden gefahren und haben dort den Tag in der – sehr empfehlenswerten – Kunsthalle verbracht.

Sehr schnucklig war Hooksiel in der Jademündung. Wir haben die die Gelegenheit genutzt, um von dort aus mit dem Bus nach Wilhelmshaven zu fahren.

Eine weitere Tagestour mit der Fähre führte uns von Amrum zur Hallig Hooge, die wir allerdings eher enttäuschend fanden.

Der kulturelle Höhepunkt war sicherlich Bremerhaven. Dort besuchten wir das Auswandererhaus, das Klimahaus und das Maritime Museum und genossen von der Aussichtsplattform „Sail City“ den Blick über Stadt, Land und Fluss.

Begegnungen

Netterweise konnten wir uns auf Norderney mit Eckart und Marliese treffen, die mit dem Motorboot von Juist herübergefahren sind. Sonst haben wir uns mit einigen Bootsnachbarn nett unterhalten, aber insgesamt gab es viel weniger Begegnungen als auf unserer Atlantikrunde.

Fazit

Wir sind sehr froh, dass wir überhaupt noch aufs Boot konnten. Und – wie jedesmal – ist es ein gutes Gefühl, von der immer komplexeren Welt auf die überschaubare des Bootes zu wechseln. Hier sind die Anforderungen einfach und direkt und Entscheidungen haben unmittelbare Konsequenzen.

Insgesamt hatten wir eine gute Zeit miteinander, das Segeln hat hinsichtlich Planungen und Manövern gut geklappt, wir haben schöne Landschaften gesehen und nette Ausflüge gemacht. Allerdings würde ich diese Küste nicht wieder mit unserem Boot besuchen. Die Auswahl an Häfen ist einfach zu klein und wir müssen große Umwege fahren, um ausreichend Wassertiefe zu haben. Mit einem flachgehenden Boot, das auch trockenfallen kann ist das Wattenmeer sicher ein faszinierendes Revier.

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