Gestern Abend haben wir uns gegen einen Landgang entschieden, weil es kalt und ungemütlich wurde, aber heute morgen lacht die Sonne und wir machen das Beiboot klar für ein Frühstück an Land. Tatsächlich gibt es immer noch die Fowey Gallants - heute ist das ein Segelclub (das Backsteinhaus im Hintergrund).
Fowey selbst ist ein netter, kleiner Ferienort mit vielen Galerien, kleinen Läden und einer große Auswahl von Möglichkeiten zur Nahrungsaufnahme. Wir wollen frühstücken und haben uns im Internet das "Brown Sugar Café" herausgesucht. Wie sich herausstellt, sind die guten Bewertungen nicht übertrieben und wir bestellen eine Auswahl von Eiern, Smoothies, Kaffee, Chai und Kuchen, alles ganz prima!
Danach laufen wir noch eine kleine Runde, kaufen ein paar Lebensmittel und stöbern in einigen der Läden - das Städtchen ist touristisch, aber auf eine nette, unaufgeregte Art.
Als wir zum Dinghy-Steg zurückkommen, hat es sich zugezogen und es beginnt sogar etwas zu regnen, aber - wie Ralf immer sagt - "Das ist ja nur Süßwasser!"
Wir haben noch etwas Zeit, denn vor unserem Tagesziel, dem River Yealm, liegt eine Barre und wir brauchen ausreichend Wasser, um diese zu überqueren. Der Wind soll aus WSW mit etwa 14 Knoten kommen, also angenehmes Segeln - denken wir... Der Wind kommt dann tatsächlich aus SW und es sind 20 Knoten, also gut Windstärke 5...
Dazu kommen richtig unangenehme Wellen und bei auflandigem Starkwind über eine Barre zu fahren ist normalerweise keine gute Idee. Wir entscheiden uns also, stattdessen nach Plymouth zu fahren. Das wollten wir eigentlich vermeiden, denn dort ist das Ziel des berühmten Fastnet Race. Seit 1925 wird es jedes ungerade Jahr ausgetragen und führt von Cowes auf der Isle of Wright in Südengland um den Fastnet Rock vor der irischen Küsten und zurück nach Plymouth - insgesamt 605 sm. Dieses Jahr ist die Rekordzahl von 388 Booten am 3. August gestartet und die schnellsten Trimarane sind bereits über die Ziellinie gegangen.
Wir rufen eine der zahlreichen Marinas in Plymouth an und fragen nach einem Platz, die Antwort ist schrilles Hohngelächter... die Plätze werden für die Fastnet-Schiffe freigehalten, die ja Tag und Nacht ankommen können. Es gibt aber eine Ankerbucht kurz vor Plymouth, die bei Südwestwind gut geschützt ist, also setzen wir den Kurs dahin ab. Auf dem AIS sind viele Boote zu sehen und ich klicke ein paar davon an, um zu sehen, ob es vielleicht Renn-Teilnehmer sind. Tatsächlich segelt kurz vor uns die MALIZIA II mit dem deutschen Skipper Boris Herrmann.
Er ist gerade über Seglerkreise hinaus bekannt geworden, weil er mit diesem Boot und zusammen mit seinem Co-Skipper Pierre Casiraghi (Sohn von Caroline von Monaco) die junge Klima-Aktivistin Greta Thunberg von England nach New York segeln will: klick. Da er vor uns ist und viel schneller als wir können wir ihn leider nicht sehen. Aber es sind auch noch weitere Boote der Klasse IMOCA 60 (60 Fuß lang = 18 m) unterwegs und die müssen an uns vorbei, wenn sie zur Ziellinie wollen... Wir sehen verschiedene schwarze Segel (High-Tech-Material), die schnell näher kommen.
Die TRITON ist für ihre Verhältnisse mit 7 Knoten flott unterwegs, aber diese Boote laufen 15-20 Knoten... Dieses ist relativ weit entfernt, aber dann kommt die PRYSMIAN GROUP genau auf uns zu...
...macht ihre Halse und segelt dann dicht an uns vorbei - ein beeindruckendes Bild und ganz offensichtlich sehr nasses Segeln, denn das Wasser spritzt richtig hoch - das wird keine gemütliche Überfahrt für Greta!
Kurz danach kommt noch die TEAM BRUNEL, eine Volvo Ocean 65, die dieses Rennen um die Welt mitgesegelt ist - ein ganz anderer Typ Schiff (siehe Bild am Anfang). Wir sind jetzt auch soweit, dass wir unsere Halse machen müssen - natürlich etwas langsamer... Jan nimmt das Segel dicht und Ralf hilft Sir Henry bei der Kursänderung.
Bald sind wir geschützt in Landabdeckung und Wind und Wellen werden weniger. Wir bergen die Segel und werfen Anker in der Cawsand Bay. Hier sind wir noch in Cornwall, während Plymouth selbst zu Devon gehört. Das war ein unerwartet abwechslungsreicher Tag - wir hätten nicht gedacht, dass wir so viele Rennboote sehen würden.
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