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Samstag, 17. August 2019

Tag 102 - Cadzand-Wemeldinge: Von allem etwas

Achtung Vorurteil: sobald zwei Holländer beieinander sind, bauen sie eine Brücke, eine Schleuse, einen Kanal oder einen Deich - und das ist auch gut so, denn große Teile der Niederlande liegen unterhalb des Meeresspiegels. Wir besegeln in den nächsten Tagen das Mündungsdelda von Rhein, Maas und Schelde. Dieses Gebiet wurde 1953 von einer großen Sturmflut getroffen, bei der mehrere Deiche brachen und über 2000 Menschen ums Leben kamen. In den Folgejahren wurde im Rahmen des "Deltaplans" vier Abschlussdämme gebaut und verschiedene Sekundärdämme gebaut. Es gibt Sturmflutwehre und die Deiche wurden verstärkt.
 Wir müssen heute erst um 11:00 Uhr los, denn dann schiebt uns der Strom in die Westerschelde, die zum Meer hin offen ist.
Am Ende der Westerschelde liegt Antwerpen, der größte Hafen Belgiens, so dass hier große Containerschiffe unterwegs sind. Aus dem Hinterland kommen aber auch Binnenschiffe, die das Fahrwasser benutzen wollen. Nicht zu reden von den vielen Freizeitbooten... Die Schelde ist flach und es gibt mehrere betonnte Fahrwasser. Ich habe vorsichtshalber meinen Kurs etwas neben dieses gelegt, damit es mit der Großschifffahrt keine Probleme gibt. Leider liegt ein Baggerschiff mitten im Weg - das fährt natürlich nicht brav und vorhersehbar seinen Kurs, sondern liegt erst da und nimmt dann plötzlich Fahrt auf.
So ist uns wirklich nicht langweilig, aber zur weiteren Unterhaltung haben wir auch noch abwechslungsreiches Wetter mit wechselnder Windstärke, besonders in heftigen Schauerböen, in denen dann natürlich auch noch die Sicht schlecht wird - besonders gut, wenn sich gerade ein Schiff nähert, dass dann im Regenschleier verschwindet. Wir sind sehr froh über unser AIS!
Wie auf der Karte zu sehen, ist die Westerschelde nicht gerade, sondern gewunden, was von unserer Seite noch zusätzliche Segelmanöver erfordert. Gefühlt haben auf der ganzen Atlantiküberquerung nicht so oft gehalst, gerefft oder ausgebaumt wie heute... Aber wir sind sehr zufrieden, dass wir den Weg bis zur Schleuse in unseren Kanal unter Segeln zurückgelegt haben.
Der "Kanaal door Zuid-Beveland" verbindet seit 1866 die Westerschelde mit der Oosterschelde und war einmal einer der meistbefahrenen Kanäle Europas (Verbindung Antwerpen-Rhein). Mittlerweile gibt es andere Kanäle, aber auch dieser wird immer noch von Binnenschiffen benutzt. Sie können unter den Brücken hindurchfahren - für uns mit unserem Mast müssen sie geöffnet werden.
Noch eine weitere Brücke, vor der wir etwas warten müssen und dann können wir um die Ecke in den netten Yachthafen von Wemeldinge fahren. Wir denken an Gaby und Markus von der KISU, die von hier aus vor rund zwei Jahren gestartet sind und mittlerweile in der Südsee segeln - wahrscheinlich haben sie auf Tahiti besseres Wetter...
Bei uns endet der Tag aber dann auch noch recht freundlich - der Regen hat sich verzogen und es ist schon ein kleines Stück blauer Himmel zu sehen... nach dem Abendessen laufen wir noch eine kleine (oder große) Runde und können noch einen schönen Sonnenuntergang bewundern.

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