Gestern Mittag waren es noch 215 sm bis zum Ziel und ich dachte: "Prima, da kommen wir Dienstagvormittag an…". Aber dann nahm der Wind – wie angekündigt – stetig zu und die TRITION fing an zu rennen. Auch zwei Reffs im Groß und zwei in der Fock konnten sie nicht stoppen und nun haben wir nur noch 47 sm bis zum Hafen in Flores und wir werden dort wahrscheinlich im Dunkeln ankommen.
Auch gestern hatten wir wieder mehrfach Besuch von verschiedenen Arten von Delfinen – teilweise schwimmen sie nur vorbei aber manchmal spielen sie eine ganze Weile in unserer Bugwelle. Schon während der Wind noch schwächer war, kündigten die Wolkenformationen eine Wetteränderung an. Der Wind ging hoch bis auf 21 Knoten (Ende 5 Beaufort) und nach und nach baute sich eine entsprechende Welle auf. Glücklicherweise haben wir aber wieder unsere Lieblingsrichtung "halber Wind" und so konnten wir in "stabiler Seitenlage" (des Schiffes) gut schlafen.
Auch am Morgen gab es noch große, dunkle Wolken, die aber von der Sonne vertrieben wurden und wir sausen bei Kaiserwetter in Rauschefahrt unserem Ziel entgegen.
Mittlerweile ist der Wind wieder schwächer geworden und wir haben nur noch jeweils ein Reff in den Segeln. Auf unserem Plotter ist zum ersten Mal seit Abfahrt wieder ein Stück Land zu sehen, wir haben die Papierseekarten und das Handbuch der Azoren herausgesucht und beim Ausreffen hat Ralf gleich die Gastlandsflaggen und die gelbe Flagge "Q" als Signal zum Einklarieren gesetzt.
Ich habe das Funkgerät auf internationale Kanäle umgestellt (die USA hat andere) und meine Aldi-SIM-Karte wieder aktiviert. Irgendwann sind wir wieder im Funknetz und meistens kommen als erstes WhatsApp Nachrichten durch. Ich bin gespannt, ob es mehr als 1000 in der Magic-Gruppe sind… Auch sonst waren wir ja von allen Nachrichten abgeschnitten… wir wissen nicht, wie die Europawahl ausgegangen ist und was sonst noch in der Welt passierte, während wir offline waren…
10.06.2019 12:00 Uhr Bordzeit: Etmal 161 sm, gesamt 2193 sm, Rest 47 sm
Nachtrag:
Auch am Nachmittag geht es flott weiter und dann sehen wir tatsächlich Land! Über den Bergen hängt eine sehr große Wolke, die schon von Weitem zu sehen ist.
Im letzten Licht nehmen wir die Segel herunter und tasten uns dann langsam in den Hafen. Es gibt ein großes Becken hinter einem Wellenbrecher, in dem auch geankert werden darf. Wir wollen aber versuchen, einen Platz in der kleinen Marina zu bekommen und Ralf fährt Kreise, damit ich Fender und Festmacher klarmachen kann. Währenddessen fragt er mich: "Was ist das eigentlich für ein Zeichen in der Mitte der Einfahrt?" (dort steht ein dünner Stecken mit einem grünen Rundumlicht). Ich bin mit meinen Leinen beschäftigt und murmele nur: "Gibt es nicht in der Seekarte oder im Hafenhandbuch."
Wir fahren also langsam weiter. Plötzlich spring ein junger Mann aus einen Katamaran, der vor der Marina angebunden ist, rennt auf die Mole und beginnt (unverständlich, da Franzose) zu rufen und zu gestikulieren. Wir stoppen vorsichtshalber und erkennen dann, dass tatsächlich direkt in der engen Einfahrt etwas im Wasser (oder eher unter Wasser, weil Flut ist) schwimmt... Wie sich bei Tageslicht herausstellt, ist ein Teil der Mole abgebrochen und liegt halt dort rum...
Wir kommen dann doch noch gut in die Marina (sehr eng, erinnert an kleine Ostseehäfen) und haben das Glück, dass noch ein schmaler Platz in einer Doppelbox frei ist (gemessen 3,80 m - wir sind 3.50 m breit, passt genau mit unseren Fendern). Nette Segler nehmen unsere Leinen ab und schon liegen wir sicher im Hafen!
Zeit: 17 Tage 2 Stunden 30 Minuten - Motorstunden: 36 - Strecke (durchs Wasser): 2239 sm
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