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Donnerstag, 16. August 2018

Tag 408 - Provincetown: Good Vibrations

Zu unserer Mooring gehört auch ein „Launch-Service“, d.h. wir werden (kostenlos) von einem Wassertaxi abgeholt und an Land gebracht. Wir sind heute früh dran und daher die Einzigen und werden daher direkt am Haupt-Kai abgesetzt. So ist es nur noch ein kurzer Weg zum „Pilgrim Monument“ (der Turm im Hintergrund) mit Museum.
Dort startet erst einmal unsere Stadtführung und Tourguide Don erzählt interessant aus der Geschichte (dazu später mehr) und zeigt uns diverse Häuser. Es gibt zwar auch Bauvorschriften, z.B. bezüglich der Höhe der Gebäude, aber sonst ist hier alles sehr bunt und individuell.
Wir besuchen unter anderem die Townhall, die ehemalige Highschool (2013 geschlossen) und die Versammlungshalle der Unitarier, die Trompe-l'œil Stil bemalt ist, also die Illusion vermittelt, dreidimensional zu sein. Tatsächlich sind Wände und Decke flach…
Ein weiteres Highlight ist die Bibliothek, die ihre Karriere als methodistische Kirche begann und dann verschiedene Museen beherbergte, zuletzt das historische Museum von Provincetown. Das Gebäude selbst ist schon von außen sehr nett anzusehen.
Die Besonderheit ist aber, dass für das historische Museum ein 1:2 Modell des Schoners ROSE DOROTHEA gebaut wurde. Das Schiff hatte im Jahr 1907 den „Lipton Cup“ gewonnen. Nun steht das Modell eben in der Bibliothek mit extra Löchern in der Decke für die Masten…
Nun haben wir erst einmal Hunger und essen hervorragende Wraps bei „BoxLunch“ direkt gegenüber der Bibliothek. Der Laden ist in der 2. Reihe und wird daher von einer farbenfrohen Dame beworben.
Wenn wir unsere Reise ganz fertig haben, möchte ich mir gerne ein Tattoo stechen lassen. Geplant ist eine Kompass-Rose auf dem linken Oberarm. Um das mal auszuprobieren, lasse ich mir heute ein "Airbrush-Tattoo" machen. Das Motiv ist natürlich nicht optimal, aber ich kann Stelle und Größe schon einmal testen. 
Frisch gestärkt gehen wir dann wieder zurück zum „Pilgrim Monument“ und machen uns an die Aufstieg. Es gibt nur wenige Treppen, sondern stattdessen führen Rampen nach oben. Von dort aus können wir den ganzen Hafen überblicken.
Im Museum informieren wir uns dann weiter über die „Pilgrims“, die Pilgerväter (und Mütter), die 1620 hier mit der MAYFLOWER gelandet sind. Wie schon erzählt, wird die MAYFLOWER II gerade in Mystic Seaport für die 400-Jahr-Feier restauriert. An Bord des Schiffes waren die Separatisten, die aus religiösen Gründen England verlassen wollten, aber auch Händler, die wirtschaftliche Motive hatten. Eigentlich war Ziel die Kolonie in Virginia, aber schließlich landete das Schiff in Provincetown. Da der Sandboden nicht für Landwirtschaft geeignet war, wurde die Küste in einem kleineren Boot erkundet und schließlich in Plymouth die erste Siedlung gegründet.
Noch in Provincetown, wurde der „Mayflower Compact“ unterzeichnet, ein Vertrag, mit dem die Separatisten Regeln für ihre Selbstverwaltung aufstellten. Unterzeichnet wurde das Schiftstück von 41 männlichen Familienoberhäuptern.
Das Pilgrim Monument zur Erinnerung an die Landung und Unterzeichnung des Dokuments wurde in den Jahren 1907-1910 errichtet. Eigenartigerweise ist der Turm dem „Torre del Mangia“ in Siena nachempfunden. Was das mit den Pilgern zu tun hat, ist für mich absolut nicht nachvollziehbar…
Auch Provincetown war – wie Nantucket – eine Walfang-Stadt und erlebte den gleichen Niedergang, nachdem billiges Öl gefunden wurde. Auch hier kamen dann viele Künster, Autoren und Schauspieler, später dann die Touristen. Die Stadt ist bei der LGBTQ-Community sehr beliebt. Im Moment werfen große Ereignisse ihre Schatten voraus, denn diese Woche ist hier „Mardi Gras“ (Karneval) und morgen ist die große Parade. Dafür ist schon alles bunt dekoriert (und in der Stadt sind die Damen definitiv in der Unterzahl).
Als wir zu „unserem“ Landungssteg kommen, wo wir mit dem Wassertaxi wieder zurück zur TRITON fahren wollen, werden ich von einigen jungen Herren gebeten, ein Foto von ihnen zu machen. Das lasse ich mir natürlich nicht 2x sagen und wir haben viel Spaß und unterhalten uns dann noch eine Weile. Die ganze Stadt hat wirklich „good vibrations“: bunt, lustig, künstlerisch, individuell, leben-und-leben-lassen.

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