Wir haben gestern schon herausgefunden, dass wir zum Eisenbahnmuseum
(ganz genau zum „Baltimore & Ohio Railroad Museum“) sehr gut mit dem
kostenlosen „Charm City Circulator Bus“ fahren können und das klappt
hervorragend. Es gibt eine feste Route und online wird angezeigt, wann der nächst
Bus kommt. So sind wir wenige Minuten vor der Öffnung vor Ort und warten
zusammen mit zahlreichen Familien (ich fühle mich ganz nackt ohne Alibi-Kind)
auf den Einlass.
Hier in Baltimore wurde die erste Eisenbahnlinie überhaupt
in den USA gebaut (1829) und im Museum wird immer wieder betont, dass die Züge eine
wichtige Rolle im Bürgerkrieg spielten, um Truppen und Nachschub schnell zu
kriegswichtigen Orten zu befördern. Später kam dann die goldene Zeit der
Eisenbahnen, bis sie teilweise von Flugzeugen und Autos ersetzt wurden. Diese Karte ist von 1891.
Das Museum befindet sich in der ehemaligen Mount Claire
Station. Daneben steht noch der Rundschuppen (siehe auch oben), in dem früher Lokomotiven
und Wagen gebaut wurden und der jetzt als Ausstellungshalle dient.
Es gibt auch zahlreiche Eisenbahnmodelle und Räume zum Thema
Kommunikation per Telegraf und – was ich besonders interessant finde – zum Thema
Zeit. Bis 1883 hatte jede Eisenbahngesellschaft ihre eigene Zeitmessung, was
natürlich zu Problemen führte. In einer Konferenz wurde dann beschlossen, die
USA und Kanada auf fünf einheitliche Zeitzonen umzustellen.
Es gibt auch noch die Möglichkeit mit einem Zug zu fahren
und wir haben Karten gekauft. Die Fahrt ist dann aber ziemlich enttäuschend: es
ist ein relativ moderner Zug (keine Dampflokomotive) mit ziemlich zerschlissenen
Wagen, den im Schritttempo eine gerade Strecke ohne interessante oder schöne
Landschaft hin- und wieder zurückfährt.
Da streicheln wir doch lieber die zutrauliche Katze im technischen
Lockschuppen und schauen uns dort im Modell an, wie die Steuerung des
Kolbenschiebers funktioniert, der den Dampf in beide Seiten es Zylinders
einströmen lässt.
Wir nehmen noch an einer Führung teil, nicht mit technischem,
sondern eher mit historischem Schwerpunkt und bekommen noch einige Informationen
zu den unterschiedlichen Ausstellungsstücken, z.B. diesem netten Doppeldecker-Wagen.
Noch ein kleiner Imbiss und es geht mit dem bewährten Bus
zurück zum Schiff. Dort erwartet uns ein „Liebesbrief“ der Hafenmeisterin: wir
haben den Hafen nicht bis 12:00 Uhr verlassen und müssen daher die Tagesgebühr
+ Strom nachzahlen, was wir dann (etwas zähneknirschend) auch tun.
Dann fahren wir ein kurzes Stück und lassen unseren Anker an
einer recht geschützten Stelle fallen. Gestern Abend wollten wir noch mit dem
Dinghy zu den Duschen am anderen Ende es Hafens fahren, aber der Motor wollte
nicht so wie wir, so dass wir dann letztendlich gelaufen sind (aua). Heute
nimmt sich Ralf also den Außenborder vor und findet tatsächlich den Fehler: das
Schwimmernadel-Ventil vom Vergaser hängt. Dank einer YouTube-Anleitung ist das
Ausbauen und wieder gängig machen kein Problem und nun schnurrt der Motor
wieder!
Heute war es recht warm, aber hier draußen auf dem Wasser geht
ein leichter Wind und ich bin froh, dass wir vor Anker liegen – das ist auch
wesentlich preisgünstiger… Ralf hängt noch die Ankerlaterne auf, währen hinter
den Häusern der Stadt die Sonne untergeht – schön!
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