Heute Nacht haben wir nicht nur in frischen Betten
geschlafen, wir haben auch zum ersten Mal seit Monaten nicht nur unter Laken
gelegen, sondern wir haben unsere Kuscheldecken ausgepackt und das war auch
nötig, denn nachts wird es spürbar kälter. Am Morgen lacht dann aber schon wieder
die Sonne, lädt unsere Solarzellen und sorgt für angenehme Temperaturen. Wir
zerren unser sperriges Beiboot wieder aus der Achterkajüte und machen es wieder
startklar für den Weg an Land. Unterwegs begrüßen wir die MANWE, die mit uns
über den Atlantik gekommen ist und die wir seit Barbados nicht mehr gesehen
haben. Wir verabreden uns für den Abend.
Wir sind gleich mitten in der Stadt, St. George, und wieder
mitten in einem UNESCO Weltkulturerbe. Unser erster Weg führt uns zur Tourist
Information, wo wir uns eine Inselplan und verschiedene Broschüren besorgen.
Dort treffen wir auch die Familiencrew der TROLL, die wir auf Grenada
kennengelernt haben. Wir besorgen uns neue Telefonkarten (diesmal Digicel) und
erkunden die Möglichkeiten für eine Wäsche.
Die lange Geschichte der Insel beginnt mit einem Schiffbruch
im Jahr 1609, als das Versorgungsschiff SEA VENTURE der Virginia Company durch
einen Hurrikan so beschädigt wurde, dass es zu sinken drohte und absichtlich
auf ein Riff vor Bermuda gesetzt wurde, damit die Mannschaft sich an Land
retten konnte. Funfact: auf dem Schiff war auch John Rolfe, dessen Frau und
neugeborene Tochter auf Bermuda starben, so dass er in zweiter Ehe in Virginia
Pocahontas (genau die aus dem Disney Film) heiraten konnte.
Die Gestrandeten bauten zwei neue Schiffe und segelten
weiter nach Virginia. Die ersten „absichtlichen“ Siedler kamen dann 1612 und errichteten
sofort eine Kirche. An gleicher Stelle steht heute noch „Their Majesties
Chappell, St. Peter's Church“, die älteste protestantische Kirche der neuen
Welt.
Es gibt einen schönen alten Friedhof, und die Reste des Glockenbaumes,
an dem zu Beginn mangels eines Kirchturms die Glocke hing. Das Innere ist hell
und freundlich mit viel Holz gestaltet und es gibt auch eine Orgel. Uns gefallen
besonders umfangreiche Ordner, die über die Geschichte der Insel, der Kirche
und es anglikanischen Glaubens informieren.
Die Häuser hier haben fast alle auffällig weiße Dächer.
Diese sind mit einer speziellen, ungiftigen Farbe gestrichen, weil sie zum
Sammeln von Regenwasser verwendet werden. Es gibt hier eine gesetzliche
Pflicht, mindestens 80 % des Regenwassers zu sammeln und den Kindern wird schon
früh das Wassersparen beigebracht. Uns kommt das sehr bekannt vor, denn auch
auf der Triton müssen wir mit Wasser haushalten – und das geht erstaunlich gut.
Wir machen noch eine kurze Kaffee, Kuchen (ja, hier gibt es
das) und „Frozen Yoghurt“ Pause, bevor wir im gutsortierten Supermarkt
einkaufen. Gute und frische Ware, aber zu knackigen Preisen. Aber alles wenige
Meter vom Dinghy-Dock entfernt, so dass wir jeden Tag kleinen Mengen mit an
Bord nehmen können.
Als wir zu unserem Dinghy zurückkommen, erwartet uns eine
unangenehme Überraschung: die Leine von unserem kleinen Anker hängt schlapp
herunter. Wie sich herausstellt, ist der Schäkel aufgegangen, der den Anker mit
der Leine verbindet. Ärgerlich, aber besser dieser, als der an unserem großen
Anker der die Triton hält…
Abends treffen wir uns dann noch wie verabredet mit Andreas
und Jochen von der MANWE. Wir gehen zusammen ein sehr leckeres Pizza essen.
Genau wie für die TROLL ist jetzt das Jahr Auszeit zu Ende und die Schiffe
wollen in nächster Zeit zu den Azoren aufbrechen und dann zurück nach Europa.
Überhaupt sammeln sich hier zahlreiche Schiffe unterschiedlichster Nationalitäten.
Ich habe schon Schweden, Dänen, Italiener, Spanier, Holländer, Engländer,
Kanadier, US-Amerikaner und natürlich Deutsche gesehen.
Wie jeden Abend habe ich jetzt noch gebloggt und bei der
Gelegenheit auch noch die Bilder für die Überfahrt hochgeladen. Auch der
Instagram-Account mit den jeweiligen „Bildern des Tages“ ist jetzt wieder auf
dem neusten Stand. Es ist schön, wieder online zu sein!
Schön wieder von Euch zu hören.
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