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Montag, 9. April 2018

Tag 279 - Christiansted: Historische Erkenntnisse

Ich habe für diesen Monat ein „unlimited“ Datenpaket bei AT&T gekauft und so kann ich heute Morgen gemütlich über WhatsApp mit meinen Eltern telefonieren. Ich freue mich immer sehr, wenn ich Neuigkeiten von daheim höre. Und wenn ich dieses Blog schreibe, dann denke ich dabei an meine Eltern und Schwiegereltern, die so an unserer Reise teilnehmen können. Ralf gibt unser Auto zurück und dann gehen wir zusammen zum Brunch in eins der netten Restaurants am „Broadwalk“
Wir kommen dabei mit einem Herrn am Nachbartisch ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass er, wie schon sein Vater und Großvater vor ihm, eine spezielle Rasse von Rindern auf St. Croix züchtet. Die „Senepol“ Rasse ist eine Kreuzung der von afrikanischen Rindern aus dem Senegal mit hornlosen, englischen Red-Poll Rindern und hat die Vorzüge von beiden: Hitzetoleranz, Insektenresistenz, extreme Gutmütigkeit, gutes Fleisch und hohe Milchproduktion. Leider haben wir es gestern nicht mehr geschafft, das „Lawaetz Family Museum“ und die Rinder zu besichtigen.

Heute wollen wir Christiansted zu Fuß erkunden. Die Inselzeitung schlägt einen kurzen Rundweg vor und wir laufen los. Über der Stadt liegt eine schläfrige Sonntagsruhe und außer uns sind kaum andere Menschen unterwegs. Dafür gibt es hier zahlreiche Hühner. Wir haben überall in der Karibik nette und gepflegt freilaufenden Hühner getroffen, aber noch nirgendwo so viele wie hier. Sie gehen angstfrei ihren Geschäften nach und wir fragen uns, ob sie jemandem gehören und abends wieder in ihren Stall heimkehren oder ob sie ganz unabhängig leben…
Die Architektur hier ist sehr dänisch und wir laufen angenehm im Schatten durch die vielen Arkaden.
Zwischendurch werfen wir noch einen Blick in das sehr kleine Ein-Raum-Apotheken-Museum.
Zuletzt besichtigen wir noch die „Christiansted National Historic Site“ zu der Fort Christiansværn und verschiedene andere Gebäude aus der dänischen Kolonialzeit gehören, wie z.B. das Zollhaus, das Scale House und das Steeple Building, das zeitweise als Kirche genutzt wurde.
Von oben haben wir einen schönen Blick über die Bucht und können uns gut vorstellen, wie es von hier aus möglich war, den Hafen zu kontrollieren (finde die Triton).
Im Fort selbst gibt es eine interessante Ausstellung zu 100 Jahre Zugehörigkeit zu Amerika („Transition Day“ war am 31.03.1917) mit Zeittafel und einem Video, in dem ältere Inselbewohner und Historiker zu Wort kommen. Ein weiterer Raum ist Alexander Hamilton gewidmet, einem der Gründerväter der Vereinigten Staaten, der auf dem 10-Dollar-Schein abgebildet ist.
Seine Lebensgeschichte und die seiner Eltern liefert problemlos Stoff für mehrere Romane. So war seine Mutter Rachel auf St. Croix verheiratet und ihr Mann ließ sie einige Monate wegen „ehelicher Fehler“ im Fort einkerkern… Kein Wunder, dass die Dame dann lieber wieder auf ihre Heimatinsel Nevis zurückkehrte und dort mit einem anderen Mann zusammenlebte. Alexander und ein weiterer Sohn stammen aus dieser Beziehung. Später kehrte Rachel dann mit den beiden Kinder nach St. Croix zurück. Alexander begann bereits mit 11 Jahren für ein Handelsunternehmen zu arbeiten.

Nach dem frühen Tod der Mutter tauchte der erste Ehemann wieder aus der Versenkung auf und kassierte das Erbe. Die Kinder kamen zu verschiedenen Verwandten/Bekannten. Alexander arbeitete weiter und fiel durch sein Geschäfts- und Verwaltungstalent auf. Seine Beschreibung eines zerstörerischen Hurrikans wurde sogar in der Zeitung veröffentlicht. Schließlich fanden sich Mentoren, die ihm ein Studium in Amerika ermöglichten. Er gehörte im Unabhängigkeitskrieg zum Stab von George Washington und wurde später dessen Finanzminister. Auch sein Tod durch eine Schussverletzung in einem Duell mit dem Vizepräsidenten ist sicherlich romanwürdig…

2 Kommentare:

  1. ... nicht umsonst hat man ihm mit "Hamilton" dann ein "musical-isches" Denkmal gesetzt. Nach diesem Beitrag müsste man eigentlich mal Hamilton anschauen - Ihr seid eher dran als wir!
    Immerhin hat VP Pence dort ein paar schöne Ohrfeigen von der Mannschaft bekommen ;)

    (... und ich bin spätestens seit "It's Almost Like Praying" ein Fan von Lin Manuel Miranda)

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    1. Nachdem ich bei der Recherche über das Musical gelesen hatte, habe ich gleich die entsprechende Biografie gekauft...

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