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Freitag, 6. April 2018

Tag 276 - Karibisches Meer-Christiansted: Schaukeln und Bürokratie

Um 1:00 Uhr übernehme ich die Nachtwache. Immer noch Wind fast genau von hinten und es geht nur gemächlich voran, weil wir ja vom Wind wegfahren. Das ist auch wieder der berühmte „Gauki-Kurs“, wo das Schiff wild von einer Seite auf die andere schwankt und nicht stabil nach einer Seite krängt. Aber mittlerweile ist der Mond aufgegangen und ich kann meine Umgebung recht gut erkennen. Und da gibt es einiges zu sehen, den sage und schreibe vier Kreuzfahrtschiffe sind um mich herum unterwegs… Es dauert immer eine Weile, bis ich ihren Kurs erkennen kann, denn vor lauter Festbeleuchtung sind die vorgeschriebenen Positionslichter kaum zu sehen. Da bin ich froh, dass sie AIS haben, insbesondere weil ich ja durch die ausgebaumte Fock und das festgebundene Groß nur schlecht manövrieren kann.
Aber alles geht gut und ich muss niemandem ausweichen. Allerdings kann ich auch meinen Kurs zum Ziel nicht mehr anliegen und fahre 20 Grad in die falsche Richtung. Also entscheide ich mich, Ralf zu wecken, um eine Halse (alle Segel auf die jeweils andere Seite) zu fahren. Bis er sich aus dem Bett geschafft und angezogen hat, ist die Situation schon wieder anders und das Manöver nicht mehr erforderlich… Nun geht es etwas schneller voran und als ich um 7:00 Uhr an Ralf übergebe, läuft die Sache gut und ich kann noch bloggen und etwas schlafen.
Gegen Mittag kommen wir zur Einfahrt von Christiansted auf St. Croix und umfahren die gut markieren Korallenriffe, die auch wie Wellenbrecher wirken. Um 13:30 fällt der Anker in der Gallows Bay. Wir sind nun in den US-Virgin Islands und das bedeutet, dass wir in USA zu Customs und Immigration müssen. Erst einmal setzten wir die Gastlandsflaggen und die Flagge Q, die bedeutet, dass wir einklarieren wollen.
Und dann beginnt der Lauf durch die Bürokratie, die einige Besonderheiten aufweist. Normalerweise geht nur der Skipper mit Pässen und Bootspapieren zum Einklarieren an Land, füllt einige Formulare aus und zahlt eine kleine Gebühr. Visa etc. sind in allen bisher bereisten Staaten nicht erforderlich. Aber nun sieht die Sache anders aus. In der Theorie sind drei Schritte erforderlich:
1. Customs and Border Protection (CBP) per Telefon kontaktieren
2. Erst nach Anweisung das Boot verlassen und alle Personen bei der Behörde vorstellen
3. Formulare ausfüllen, Fingerabdrücke abgeben, Stempel bekommen

Schon Schritt 1 gestaltet sich schwierig, denn bei der angegebenen Nummer erhalten wir eine Ansage mit Fehlermeldung. Wir rufen am Flughafen an (wo es auch ein Büro gibt) und bekommen die Info, dass zwar das Telefon im Hafen nicht funktioniert (Hurrikan), aber das Büro dort besetzt sei. Wir machen das Beiboot klar und legen am Dinghy Steg der Marina an – hier kann Ralf seine Künste im Ankerweitwurf zeigen.
Wir finden das CBP-Büro, aber hier wird gerade aufgeräumt und geputzt. Die zuständige Dame zieht ihre Gummihandschuhe aus und erledigt die Formalitäten für Customs (Zoll). Glücklicherweise hatte ich das erforderliche Formular aus dem Internet ausgedruckt. Sie kann jedoch nichts im Computer erfassen, weil auch der nicht funktioniert…

Für die Immigration müssen wir aber doch an den Flughafen. Wir versuchen ein Taxi zu finden, aber das ist nicht so einfach und, wenn es in die Marina bestellt werden muss, sehr teuer. Mittlerweile ist es 15:30 Uhr geworden und wir klären erst einmal die Öffnungszeiten am Flugplatz, nicht das wir dann vor verschlossenen Türen stehen… Sie machen angeblich erst um 18:00 Uhr zu, also sprechen wir ein Ehepaar an, das uns mit ihrem Auto mit in die Stadt zum Taxistand nimmt. Mit dem Taxi geht es dann quer über die Insel zum Airport, Sonderangebot, nur $25. Und dann: die Tür von CBP ist zu!
Ralf findet schließlich jemanden in der Telefonzentrale, der alle möglichen Nummern ausprobiert, bis endlich eine nette Dame kommt, die uns bearbeiten soll. Soweit, so gut, Visa sind in Ordnung, nur bei meinen Fingerabdrücken gibt es Probleme: sie werden nicht erkannt. Noch ein Offizieller wird aktiviert, die ganze Prozedur wiederholt und dann ist es geschafft – wir sind offiziell in die USA eingereist – puh! Die nächsten $25 sind dann fällig für die Rückfahrt mit dem Taxi und wir haben auch unser ganzes Telefonguthaben für die Gespräche verbraucht – ich sage nur Roaming… Morgen müssen wir uns um ein Auto und eine lokale SIM-Karte kümmern.

2 Kommentare:

  1. Wahsinnn was für eine Bürokratie.

    Hoffentlich hat es sich gelohnt. Ich bin gespannt über deinen Bericht über die Insel.

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  2. *lach*

    Welcome to the world of cruising ... "Normal" wäre ja unnormal. Mein Hit war immer Tonga, wo man erst einmal den Zollbeamten suchen gehen musste. Mit Betonung auf "gehen", denn der konnte überall in der Stadt sein. Meist aber an seinem Hühnerbratstand auf dem Markt. Sehr kommod dagegen Neuseeland und Australien - man bleibt an Bord am Quaratänesteg, bis einen die Offizierskavalkade freigibt...

    Wir sind auch gespannt. Ich glaube, wir werden dann Ende des Jahres die US-Behörden in Culebra belästigen. Geht Ihr noch das Stück weiter westlich?

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