Meine Wache ist jeweils von 12:00-04:00 (Tag und Nacht) und daher liege ich Vormittags in meiner gemütlchen Koje. Auf einmal höre ich Ralf rufen: „Cosima, bist du wach, da sind Orcas!" Aus dem Bett, Kamera greifen, Niedergang hoch und ins Cockpit… aber leider sehe ich nur noch zwei spitze Rückenflossen in der Ferne verschwinden. Ralf berichtet, dass er zuerst den Blas gehört hat und dann erst einmal ein Orca unangenehm dicht am Boot vorbeischwamm und sogar unter der Triton hindurchtauchte, so dass Ralf sich schon Gedanken machte, ob er vielleicht am Ruder oder an der Selbststeuerannlage hängenbleiben würde. Dann kam auch noch ein zweiter hinzu und nach einigen Runden haben die beiden wohl beschlossen, dass wir weder als Beute noch als amuröser Partner geeignet sind…
Aber von Anfang an: gestern Mittag haben wir erst einmal Pauls Geburtstag mit Bananen-Brownies, LED-Kerze, Crew-Shirts, Happy Socks, Schokolade und einem Brief von Leonie gefeiert. Unser Iridium-Telefon piepste oft, da diverse Glückwunsch-SMS von Familie und Freunden eintrafen. Teilweise sind die Nachrichten nach wenigen Zeichen abgeschnitten, wir wissen nicht warum, so dass wir den Absender nicht immer lesen konnten. Vielleicht im Text keine Zeilenschaltung verwenden? Auf jeden Fall auch auf diesem Weg Grüße und Dankeschön von Paul, er hat sich sehr gefreut.
Wir haben uns mittlerweile gut an die Bordroutine und die Wachen gewöhnt. Wenn ich um 12:00 Uhr die Wache übernehme, ist meine erste Tat die Position und die zurückgelegte Strecke ins Logbuch zu schreiben und in der Papierseekarte einzutragen (diesmal 96 sm). Wir schalten unseren Tracker an, um die Position auch über Satellit zu melden. Dann gibt es etwas Kaltes zu essen. Während meiner Schicht schreibe ich mein Blog und maile unsere Position auch an Wetterwelt, die dann den Bereich der Vorhersagekarten entsprechend anpassen.
Unsere warme Hauptmahlzeit gibt es schon um 18:00 Uhr, weil es da noch hell ist und wir essen alle zusammen. Dann wird noch abgespült und ggf. die Segel für die Nacht angepasst. Um 19:00 Uhr ist es schon ganz dunkel. Für Paul gab es gestern nach dem Essen noch ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk: eine Schule von sechs Delfinen begleitete uns eine ganze Weile und spielte um unseren Bug. In einiger Entfernung sprangen zwei weitere komplett aus dem Wasser und vollführten Kunststücke wie im Loro Parque!
Außerdem kam doch noch etwas Wind auf, so dass wir durch die Nacht segeln konnten, zwar nicht ganz in die gewünschte Richtung, aber immerhin. Wieder gab es einen fantastischen Sternenhimmel, sogar mit Sternschnuppen – ich liege im Cockpit und schaue hinauf ins Universum und muss mich manchmal kneifen, um zu bestätigen, dass ich das wirklich erleben darf.
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