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Freitag, 1. September 2017

Tag 60 - Porto-Lissabon: Schnelle Fahrt nach Süden

Der Windfinder zeigt für Freitag und Samstag kräftigen Wind aus nördlichen Richtungen an, den wir nutzen wollen, um direkt nach Lissabon zu segeln. Für die 170 Seemeilen rechnen wir wie immer bei 5 kn Durchschnittsgesschwindigkeit mit 34 Stunden. Wieder wollen wir nicht im Dunkeln ankommen (Fischerfähnchen!) also müssen wir spätestens um 11:00 in Porto aufbrechen.

Wir haben unsere Flugzeug-Wecker ab 7:00 Uhr und so klappt das mit dem Aufstehen prima. Wir bezahlen, belegen die wieder gelieferten Brötchen für die Fahrt, kochen Tee und Nudeln vor und machen das Schiff klar. Wie geplant geht es dann um 10:45 los. Beim Auslaufen können wir noch die Proberunden der Flieger für das Red Bull Air Race 2017 bewundern (siehe hier: klick).
Weil der „Norder“ eher einige Seemeilen draußen anzutreffen ist, habe ich einen Kurs ca. 7 sm vor der Küste gelegt. Dort bekommen wir dann auch die angesagte Windrichtung (NW), die angesagte Stärke (6-7, ich sehe manchmal in Böen eine 8) und die angesagten Wellen (NW, 2,8 m, 8 sec), das alles bei strahlender Sonne – gefühlt gleich eine Windstärke weniger…

Die großen Wellen sind wirklich beeindruckend, leider kommt das auf Fotos oder Filmen nicht so rüber aber die Triton ist ganz in ihrem Element und surft die Wellen herunter, dass es nur so eine Freude ist (höchste abgelesene Zahl: 11,4 kn). Sir Henry arbeitet im wahrsten Sinne des Wortes am Anschlag, aber steuert unermüdlich und souverän.
Unsere Aufgabe beschränkt sich also darauf, auf die zahlreichen Fischerfähnchen aufzupassen (allen anderslautenden Gerüchten zum Trotz finden wir eine Fahne auf sage und schreibe 105 m Wassertiefe) und die Segel optimal zu trimmen. Der Wind kommt schräg von hinten (ideal) und wir binden ein Reff in die Fock und zwei ins Groß.
Zusätzlich wir das Groß noch mit einem Bullenstander gesichert (der Baum wird vorne festgebunden, das verhindert Schlagen oder ungewolltes Halsen).
Wir selbst sind heute auch im Cockpit angeleint und haben sicherheitshalber den Niedergang mit Steckschotten verschlossen. So haben wir eine sehr schnelle aber auch sehr unbequeme Fahrt. Ich messe das immer daran, ob mir auf der Toilette zum Anziehen eine Hand fehlt, weil ich mich mit der irgendwo festkrallen muss…

Abends dreht der Wind etwas und kommt weiter von hinten. Wir entscheiden uns aber, lieber auf dem schnellen Kurs weiterzufahren, anstatt die Fock auszubaumen und vor dem Wind hin und her zu schaukeln. Unsere Regattaerfahrung sagt: nicht immer ist der kürzeste Kurs auch der schnellste. Eine prima Entscheidung! Beim Wachwechsel um 3:00 Uhr machen wir dann unsere Halse und können wieder mit idealem Wind von schräg hinten genau unseren Wegepunkt ansteuern. Auf diesem Bild ist Ralf mit Stirnlampe (weiß mitte), wie er gerade vorne den Bullenstander (s.o.) entfernt. Rot rechts die Instrumentenbeleuchtungen und weiß links chäumende Wellen und die Reling der Triton. Alles natürlich sehr verschaukelt…
Wie angesagt wird der Wind während meiner Wache schwächer und ich nehme das Reff aus der Fock. Die Fahrt ist nicht langweilig, denn jetzt haben wir zwar keine Fischerfähnchen mehr, dafür aber Großschifffahrt. Wesentlich besser, da gut beleuchtet und auf dem AIS zu erkennen.

Als um 7:00 Uhr die Sonne aufgeht, ist der Wind noch schwächer geworden und wir können ganz ausreffen und die Freiwache kann bequem schlafen. So nach und nach legen wir alle Schichten ab, bis das Boot innen wie eine Kleidersammlung aussieht. (Beide Betten im Einsatz, wir schlafen nicht gleichzeitig, aber immer im „unteren“ Bett und das hat ja nach der Halse gewechselt).
So kommen wir schließlich schon nach rund 25 Stunden in T-Shirt und kurzen Hosen in der Oeiras Marina in Lissabon an – wesentlich schneller als gedacht. 

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