Der Windfinder zeigt für Freitag und Samstag kräftigen Wind
aus nördlichen Richtungen an, den wir nutzen wollen, um direkt nach Lissabon zu
segeln. Für die 170 Seemeilen rechnen wir wie immer bei 5 kn Durchschnittsgesschwindigkeit
mit 34 Stunden. Wieder wollen wir nicht im Dunkeln ankommen (Fischerfähnchen!)
also müssen wir spätestens um 11:00 in Porto aufbrechen.
Wir haben unsere Flugzeug-Wecker ab 7:00 Uhr und so klappt
das mit dem Aufstehen prima. Wir bezahlen, belegen die wieder gelieferten
Brötchen für die Fahrt, kochen Tee und Nudeln vor und machen das Schiff klar.
Wie geplant geht es dann um 10:45 los. Beim Auslaufen können wir noch die
Proberunden der Flieger für das Red Bull Air Race 2017 bewundern (siehe hier:
klick).
Weil der „Norder“ eher einige Seemeilen draußen anzutreffen
ist, habe ich einen Kurs ca. 7 sm vor der Küste gelegt. Dort bekommen wir dann
auch die angesagte Windrichtung (NW), die angesagte Stärke (6-7, ich sehe
manchmal in Böen eine 8) und die angesagten Wellen (NW, 2,8 m, 8 sec), das
alles bei strahlender Sonne – gefühlt gleich eine Windstärke weniger…
Die großen Wellen sind wirklich beeindruckend, leider kommt
das auf Fotos oder Filmen nicht so rüber aber die Triton ist ganz in ihrem
Element und surft die Wellen herunter, dass es nur so eine Freude ist (höchste
abgelesene Zahl: 11,4 kn). Sir Henry arbeitet im wahrsten Sinne des Wortes am
Anschlag, aber steuert unermüdlich und souverän.
Unsere Aufgabe beschränkt sich also darauf, auf die
zahlreichen Fischerfähnchen aufzupassen (allen anderslautenden Gerüchten zum
Trotz finden wir eine Fahne auf sage und schreibe 105 m Wassertiefe) und die
Segel optimal zu trimmen. Der Wind kommt schräg von hinten (ideal) und wir
binden ein Reff in die Fock und zwei ins Groß.
Zusätzlich wir das Groß noch mit einem Bullenstander
gesichert (der Baum wird vorne festgebunden, das verhindert Schlagen oder
ungewolltes Halsen).
Wir selbst sind heute auch im Cockpit angeleint und haben
sicherheitshalber den Niedergang mit Steckschotten verschlossen. So haben wir
eine sehr schnelle aber auch sehr unbequeme Fahrt. Ich messe das immer daran,
ob mir auf der Toilette zum Anziehen eine Hand fehlt, weil ich mich mit der irgendwo
festkrallen muss…
Abends dreht der Wind etwas und kommt weiter von hinten. Wir
entscheiden uns aber, lieber auf dem schnellen Kurs weiterzufahren, anstatt die
Fock auszubaumen und vor dem Wind hin und her zu schaukeln. Unsere
Regattaerfahrung sagt: nicht immer ist der kürzeste Kurs auch der schnellste. Eine
prima Entscheidung! Beim Wachwechsel um 3:00 Uhr machen wir dann unsere Halse
und können wieder mit idealem Wind von schräg hinten genau unseren Wegepunkt
ansteuern. Auf diesem Bild ist Ralf mit Stirnlampe (weiß mitte), wie er gerade
vorne den Bullenstander (s.o.) entfernt. Rot rechts die
Instrumentenbeleuchtungen und weiß links chäumende Wellen und die Reling der
Triton. Alles natürlich sehr verschaukelt…
Wie angesagt wird der Wind während meiner Wache schwächer
und ich nehme das Reff aus der Fock. Die Fahrt ist nicht langweilig, denn jetzt
haben wir zwar keine Fischerfähnchen mehr, dafür aber Großschifffahrt. Wesentlich
besser, da gut beleuchtet und auf dem AIS zu erkennen.
Als um 7:00 Uhr die Sonne aufgeht, ist der Wind noch
schwächer geworden und wir können ganz ausreffen und die Freiwache kann bequem
schlafen. So nach und nach legen wir alle Schichten ab, bis das Boot innen wie
eine Kleidersammlung aussieht. (Beide Betten im Einsatz, wir schlafen nicht
gleichzeitig, aber immer im „unteren“ Bett und das hat ja nach der Halse
gewechselt).
So kommen wir schließlich schon nach rund 25 Stunden in
T-Shirt und kurzen Hosen in der Oeiras Marina in Lissabon an – wesentlich schneller
als gedacht.
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